Diese Frage setzt voraus, dass es so etwas wie „genug lernen“ gibt, doch ist das der Fall? Genug wovon oder wofür? Lernen ist ein lebenslanger Prozess, jeder muss immer wieder sein Weltbild erweitern und korrigieren und seine Leitbilder kritisch hinterfragen.
Zukunft ist prinzipiell nicht vorhersehbar und wir wissen nicht, welcher Teil aller potenziellen Fähigkeiten und Kenntnisse gerade für einen bestimmten Menschen wichtig sein werden. Was auf jeden Fall notwendige Fähigkeiten sein werden, sind:
•offen und neugierig bleiben
•neue Perspektiven in das eigene Weltbild aufnehmen
•vorausschauend denken und handeln
•selbstständig planen und handeln können
•gemeinsam mit anderen planen und handeln können
•an Entscheidungsprozessen partizipieren können
•sich motivieren können, aktiv zu sein
•andere aktivieren können
•Empathie und Solidarität für Benachteiligte zeigen können
•
Konflikte lösen können
Unser Konzept ist so angelegt, dass die Kinder diese Fähigkeiten erwerben und erproben können.
Wenn es richtig ist, und vieles deutet daraufhin, dass 80 Prozent des zukünftigen Wissen heute noch nicht vorhanden ist, kann es also nicht mehr vorrangig darum gehen, ein genau vorherbestimmtes Wissen zu erwerben, sondern die Fähigkeit zu erlangen, sich das Wissen verfügbar zu machen, das in der jeweiligen Situation benötigt wird.
Wird mein Kind an der Freien Schule zum Lernen motiviert?
Entscheidend für das Lernen ist immer die intrinsische (eigene, von innen kommende) Motivation. Die einladende Gestaltung der Räume und des Geländes und die offene Haltung der Lernbegleiter können dazu anregen, sich lustvoll mit der Welt auseinanderzusetzen. Auch Ausflüge, Projekte und Kurse laden dazu ein, sich einem Thema zuzuwenden. Jedoch hat jeder das Recht, eigene Wege zu gehen und wird darin akzeptiert und von den anderen unterstützt.
Gibt es Zensuren?
Nein. Eine Beurteilung in Form von Zensuren widerspricht unserem Lern- und Leistungsverständnis. An die Stelle von Arbeiten, Bewertungen, Benotungen, Zeugnissen treten Beobachtungen, Entwicklungsgespräche (Kind-Lernbegleiter-Gespräche, Eltern-Lernbegleiter-Gespräche, Eltern-Kind-Lernbegleiter-Gespräche) und die Arbeit mit einem individuellen Entwicklungs-Dokumentation (Portfolio) während des gesamten Schuljahres.
Schafft mein Kind den Übergang auf eine weiterführende Schule?
Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass die Kinder einen altersgemäßen Übergang in eine weiterführende Schule bzw. andere (Grund-) Schulen schaffen. Sollte es nötig sein, können individuelle Entwicklungsberichte oder auch Ziffernzeugnisse erstellt werden. Meist sind die aufnehmenden Schulen eher an einem Entwicklungsbericht interessiert, da dieser, anders als Zensuren, ein Bild des Kindes zeichnet.
Wie "normale" Schulkinder auch, haben Schüler/innen, die eine Freie Schule verlassen, sicher in dem einen oder anderen Bereich "Lücken", dafür jedoch die Sicherheit, sich mit den notwendige Fähigkeiten auseinander gesetzt zu haben (siehe "Lernt mein Kind in der Freien Schule genug?)
Die FRISCH-Initiative plant zudem bis spätestens 2018 die Einrichtung der Sekundarstufe 1 (bis 10. Klassenstufe), so dass die Kinder und Jugendlichen keinen Schulwechsel nach der 4. bzw. 6. Klasse erwartet und sie im gewohnten Lernumfeld und im Rahmen eines ganzheitlichen Konzepts weiter lernen und sich auch auf externe Schulabschlüsse vorbereiten können.
Was ist, wenn wir wegen eines Umzugs die Schule wechseln müssen?
•Lernen ist eine von innen gesteuerte Aktivität und kein von außen gesteuerter Prozess.
•Lernen und Begreifen geschehen als ganzheitliche Erfahrungen in bedeutenden Zusammenhängen.
•Zum Lernen gehören Interaktion mit der Umwelt und Umgang mit Menschen.
•Lernen gelingt in gelingenden Beziehungen. Die Erwachsenen sind dabei verantwortlich für die Beziehungsqualität zu den Kindern.
•Lernen ist mit Emotion verbunden – d.h. es gelingt am ehesten selbstbestimmt und mit Begeisterung.
•Kinder kommen mit eigener Entdeckerfreude und Gestaltungslust auf die Welt – diese gilt es in der Schule zu erhalten oder wiederzuerwecken.
•Jedes Kind braucht eine seinen Entwicklungsbedürfnissen entsprechende liebevolle Umgebung (Innen- und Außenräume mit einer Vielzahl von Lern-, Spiel-, Experimentier- und Erfahrungsangeboten).
•Jedes Kind hat einen eigenen Rhythmus, in dem es die Welt selbstbestimmt entdecken will.
Lernen ist also ein biologischer Prozess, in dem wirkliches Verstehen nicht durch Konditionierung zustande kommen kann. Gerald Hüther sagt dazu:
„Man kann Kinder durch Druck und unter Androhung von Strafe zwingen, sich bestimmtes Wissen anzueignen. Man kann ihnen auch Belohnungen versprechen, wenn sie besser lernen. So lernen sie aber nur, sich entweder dem Druck immer geschickter zu entziehen oder mit möglichst geringem Aufwand immer größere Belohnungen zu bekommen. Beides sind Dressurverfahren, die genau das zerstören, worauf es beim Lernen ankommt: eigene Entdeckerfreude und Gestaltungslust.“
Wie sieht der Unterricht an der FRISCH aus?
Verschiedene Lernformen stehen gleichberechtigt nebeneinander - jedes Kind kann frei entscheiden was, wann, wie, womit, wie lange und mit wem es sich beschäftigt.
Es gibt keinen Stundenplan. Alle Lernformen können parallel zueinander stattfinden.
•Freies Spiel als eigenständige Lernform mit großem Stellenwert.
•Freies Arbeiten als zielgerichtetes und/oder prozessorientiertes Tun. Frei im Sinne von: Frei entscheiden was, wann, wie, womit, wie lange und mit wem
•Angebote verschiedener Art - Lernimpulse, die sich am Bedarf der Kinder orientieren.
•(Gemeinsame) Projekten / die Bearbeitung eines gemeinsamen Themas von verschiedenen Seiten, an regelmäßigen Projekttagen (einmal pro Woche bzw. nach Bedarf)
•Kreise – für Besprechungen, Präsentationen, Feedback
Was ist mit Hausaufgaben?
Hausaufgaben gibt es nicht. Wenn Schüler es wünschen, können sie das jedoch individuell mit den Lernbegleitern besprechen.
Wie soll an der Schule mit Regeln und Grenzen umgegangen werden?
Eine feste Grenze im (Schul-) Alltag bildet der Respekt vor den Bedürfnissen und Wünschen anderer. Grenzen sind Ausdruck der Integrität (siehe 4 Grundwerte nach Jesper Juul im Blog).
Die Regeln der Gemeinschaft werden gemeinsam mit den Kindern aufgestellt und in regelmäßigen Abständen auf ihre Tauglichkeit hin überprüft. Dazu können die täglichen (Kreis) - Treffen sowie eine wöchentliche Schulversammlung genutzt werden.
Bedürfnis- und prozessorientierte Konfliktlösungen werden mit den Kindern gelebt.